Island Dezember 2022/Januar2023
- Martin Möller
- Dec 13, 2022
- 32 min read
Updated: Apr 19, 2023
Das Jahr 2022 hatte für uns so viele Veränderungen auf dem Programm, dass eine Reise nach Island eigentlich gar nicht auf dem Plan stand. Nachdem wir im Sommer bei 40 Grad durch Südeuropa mit dem Camper getourt waren, deutete sich das erste Jahr seit 2018 ohne Islandreise an. Naja fast, denn das Spiel hat 90 Minuten oder in Katar im Jahr 2022 halt noch ein bisschen mehr. Am Ende mussten wir einfach nochmal los und so hatten wir dann doch Mitte November einen Flug nach Keflavik für Sylvester gebucht. Es sollte wieder in den Südosten Islands gehen.

Unsere Ziele auf der Reise:
Selfoss - Hveragerði
Vik - Reynisfjara
Höfn - Vestrahorn
Jökulsárlón Gletscherlagune
Gullfoss / Golden Circle
31.12.2022 - Tag 1
Der Wetterbericht sagte, wie auch schon die letzten Wochen, für das Jahresende nichts gutes voraus. Einen Tag vor Abflug schwenkte die Wettereinstufung auf orange. Es sollte ordentlich schneien und der Wind nahm zu. Und so überraschte es nicht, dass schon am Vortag sämtliche Flüge ab KEF nach hinten verschoben wurden und damit auch unser Abflug ab Berlin BER. Für uns änderte das erst einmal nichts. Dankenswerter Weise wurden wir bei strömendem Regen zum Bahnhof gefahren, unser Zug war nahezu leer und wir kamen pünktlich am BER an. Dort schauten wir uns erst einmal um und auch hier war am Sylvestertag nicht viel los. Unser Flieger startete dann mit einer guten Stunde Verspätung Richtung KEF, und wir konnten aufgrund der geringen Belegung mehr Beinfreiheit genießen.

Jetzt mussten wir nur noch den Mietwagen übernehmen und bei der stürmischen Wettervorhersage sicher im Hotel ankommen. Teilweise waren die Straßen im Süden vor dem Abflug als gesperrt gekennzeichnet. Als wir ankamen zeigte sich Island wie erwartet komplett verschneit. Die Straßen waren aber offen und befahrbar. Beim Mietwagenverleih gab es dann die nächste Überraschung. Zum einen war niemand da und man musste anrufen und sich einen Code besorgen, zum anderen sagte man uns, dass unsere Buchung storniert worden sei. Am Ende kam nach einigen Diskussionen jemand rausgefahren und wir bekamen ein Auto wie gebucht.

Die Fahrt durch das winterliche Island war kein Problem und so erreichten wir, über verschneite Straßen und vorbei an den zu dieser Jahreszeit beleuchteten Friedhöfen, so gegen 20 Uhr endlich das Hotel Frost & Fire in Hveragerði. Nach dem Sylvesteressen fing es erneut stark an zu schneien. Wir fuhren dennoch einmal kurz nach Selfoss um mal zu schauen ob dort etwas mehr los war, aber auch auch hier waren die Straßen leer. So ging es wieder zurück zu unserem Hotel und gegen 12 Uhr konnten wir im Ort ein tolles Feuerwerk beobachten. Der Schneesturm kam dann erst gegen 1 Uhr Nachts zurück und begleitete uns über mehrere Stunden.
01.01.2023 - Tag 2
Nach der stürmischen Nacht, zeigte sich der nächste Morgen von einer deutlich freundlicheren Seite. Der Sonnenaufgang war für 11:15 Uhr vorhergesagt. Das lies uns Zeit etwas länger zu schlafen und ein gutes Frühstück im Hotel einzunehmen. Als mögliche Ziele standen der Þjófafoss, der Urridafoss und das Locationscouting für eine Brücke als Vordergrund für die Polarlichtfotogtafie auf dem Programm. Ja was soll ich sagen, es kam anders. Die Tagestemperaturen lagen zwischen -8 und -22 Grad. Gefühlt war es sicher nochmals kälter und durch die Schneemassen waren einige Wege oder auch Straßen gar nicht zugänglich. Am Urridafoss fuhren wir erst mal vorbei, da die Einfahrt nicht zu sehen war. In den gespurten Schneemassen zu wenden war schwierig und so konnte der Dacia beweisen, was er bei Tiefschnee so drauf hat. Das ging am Ende ganz gut und so hielten wir dann irgendwann doch an der Abzweigung zum Parkplatz Richtung Urridafoss.
Von hier aus sah man schon, dass die Sicht schlecht war. Durch die niedrigen Außentemperaturen war das Wasser viel wärmer als die Luft und es war alles vernebelt. Nur der kleine Zufluss war zu sehen. Dennoch stapften wir durch den Tiefschnee zum Fluss und schauten uns das mal aus der Nähe an. Von dort aus ging es dann nicht zum Þjófafoss, denn dort war wahrscheinlich noch viel weniger geräumt und wir wollten nicht bei -20 Grad 4km im Nirgendwo durch den Tiefschnee stapfen, um dann am Ende nichts zu sehen. Also fuhren wir Richtung Selfoss zur Mündung des Ölfusá. Hier wollten wir die Drohne steigen lassen.
Die Ölfusá fließt am Fuße des Berges Ingólfsfjall breit dahin, wird dann auf die Stadt Selfoss zu schmaler und arbeitet sich in einer etwa 25 m breiten und 9 m tiefen Schlucht durch das Lavafeld Þjórsárhraun.
Hinter Selfoss verbreitert sich der Fluss auffallend und verringert seine Fließgeschwindigkeit, bis er fast zum Stehen kommt. Er erreicht hier eine Breite von ca. 5 km. Es handelt sich um eine der breitesten Flussmündungen des Landes mit beträchtlichem Gezeitenschwell. Man kann diese Flussmündung durchaus auch als Lagunebezeichnen. Knapp vor der eigentlichen Mündung verengt die Landzunge Óseyrarnes den hier nochmals viel schmaleren Strom. Seit 1988 führt eine 360 m lange Brücke über die Mündung.
Hinter der Brücke ist ein kleiner Parkplatz und man kann auf der einen Seite das Meer und den Strand sehen und auf der anderen Seite die Lagune.



Anschließend war Aufwärmen in Selfoss angesagt und wir fanden tatsächlich ein Café, was am Feiertag auch geöffnet hatte. Selbst die Tankstellen hatten an den Feiertagen nur Selfservice. Wir wussten das, aber schlussendlich waren dann dort in dem einen Café natürlich alle! So dauerte der Stopp ein bisschen länger und wir fuhren anschließend zur alten Þjófabrücke um den Zugang zu suchen für ev. Nachtaufnahmen. Das war schwierig. Es gibt zwar die alte Straße noch, aber geräumt und gespurt war da nichts. Da man auch nicht wirklich parken konnte (der Schneeräumdienst musste ja noch vorbeikommen) fuhren wir weiter Richtung Kerid Cater, dieser liegt ebenfalls in der Region Suðurland an der Straße von Selfoss ins Haukadalur. Wir machten noch einen kleinen Zwischenstopp am Ölfusá, der bei tollem Licht fast türkis leuchtete.

Am Krater wunderten wir uns, dass selbst am Feiertag das Tickethäuschen besetzt war. Und so drehten wir jeder eine Runde für 400ISK. Im Winter hat der Krater wie alles kaum Kontraste während im Sommer sein tolles Farbenspiel sehr schön aussehen kann. Beides hat seinen Reiz.
Da der Himmel nur wieder deutlich zuzog und das Schneetreiben erneut begann, ließen wir den letzten Stopp des Tages, die heißen Quellen von Reykjadalur, aus. Wir versuchten es und fuhren mit dem Auto noch bis zum Parkplatz, aber bei Sichtweiten unter 50m machte die anschließende Wanderung mit Rückweg im Dunkeln keinen Sinn.

So mussten der Hot Pot am Hotel und die Sauna herhalten, was eine tolle Alternative war, da beides direkt am Fluss gelegen ist. Eine schöne Art den Tag ausklingen zu lassen.
Das anschließende Essen im Hotel war zwar etwas überteuert, aber sehr gut und so verlief der Tag zwar anders als gedacht aber es war durchaus sehr schön.
02.01.2023 - Tag 3
Für den heutigen Tag stand ein Transfer nach Vik in östlicher Richtung an. Nach dem Frühstück fuhren wir im Dunkeln los mit dem Ziel zum Sonnenaufgang am Skogafoss oder dem angrenzenden Kvernufoss zu sein. Bei Temperaturen um die 0 Grad (mehr als 20 Grad höher als am Vortag!) führte uns die Fahrt in Richtung Hella. Den ersten Halt wollten wir am Seljalandsfoss einlegen, um uns ein Bild von den Bedigungen zu machen. Fotografisch wollten wir eher auf dem Rückweg dort Zeit einplanen. Wir stellten fest, dass der Weg hinter den Wasserfall entlang durch die Schneemassen mehr oder weniger unzugänglich war und auch die Fläche davor war durch die Gischt und die Kälte komplett vereist.
Auf der anderen Seite des Wasserfalls kullerten die Touristen ohne Spikes reihenweise wieder rückwärts den Weg herunter. Es war alles durch die Gischt vereist.
Am Skogafoss waren wir eigentlich pünktlich zum Sonnenaufgang, aber die dichte Wolkendecke verdeckte jede noch so kleine Farbe. Zwischendurch gab es immer mal wieder Schneefall und Eisregen, was das Fahren anspruchsvoll machte, aber das Experiment Dacia Duster klappte weiterhin ganz gut. Wir erwischten sowohl für den Skogafoss als auch für die kurze Wanderung zum Kvernufoss ein Zeitfenster ohne Wasser von oben, auch wenn der Himmel teilweise etwas ganz anders sagte.

Anschließend fuhren wir auf direkten Weg nach Vik. Wie schon die letzten beiden Tage standen am Straßenrand immer mal wieder Autos, die es nicht geschafft hatten und von der Straße abgekommen waren. Wir kamen aber mit gemäßigter Geschwindigkeit sicher und heile an und gönnten uns bei der Soup Company erst einmal die übliche Stärkung. In Vik wurde der Schnee mit Lastwagen aus dem Ort gefahren, weil einfach viel zu viel davon auf der Straße lag und nach den Feiertagen kaum Platz für weitere Schneemassen vorhanden war. Nachdem wir noch die Einkaufmöglichkeiten im Ort genutzt hatten, um uns für die nächsten Tage einzudecken, fuhren wir in unsere Unterkunft, das Hotel Katla. Schon die Fahrt dorthin war spektakulär. Die Zufahrt zum Hotel war dann einspurig durch den Schnee und das Zimmer hatte Aussicht auf die weite Landschaft nur in der Theorie - zugeschneit!
Nach dem Check In ging es zum Sonnenuntergang noch einmal zurück nach Vik. Unser Standpunkt an der Kirche mit Blick auf die Reynisdrangar wurde zu dieser Stunde mit vielen Touristen geteilt.

Der sonst befahrbare Weg zum oberhalb gelegenen Friedhof musste diesmal durch den Tiefschnee erlaufen werden. Von hieraus hat man noch einen besseren Blick auf die Kirche und den Ort. Auch auf diesem Friedhof waren die Grabsteine um diese Jahreszeit beleuchtet.

Da die Nordlichtprognose für die folgende Nach durch die dichten Wolken und das schlechte Wetter unter 10% Wahrscheinlickeit war, verbrachten wir den Rest des Abends im Hotel und planten die nächsten Tage. Nachdem uns die erste Icecave Tour wieder storniert worden war und im Hotel die Aussage war, dass alles ausgebucht sei für den nächsten Tag, schafften wir es dann doch noch zwei Plätze für den nächsten Tag zu bekommen. Hartnäckigkeit zahlt sich manchmal halt aus und das Wetter sollte deutlich besser werden.
03.01.2023 - Tag 4
Nachdem der Wecker relativ früh geklingelt hatte, machten wir uns nach dem Frühstück auf zum Meeting Point von Katlatracks in Vik. Hier hatten wir für die 9 Uhr Tour noch zwei Plätze ergattern können. Man sagte uns, dass die Tour länger dauern würde, da die Bedingungen derzeit schwierig seien aufgrund der starken Schneefälle. Wir verließen Vik in östlicher Richtung und bogen nach ca. 10km von der Ringstraße ab mitten in die Schneemassen.
Die Mitarbeiter zweier Veranstalter hatten die Piste in der Nacht wohl wieder versucht zu spuren, damit die Morgentouren möglich waren. Dennoch blieben wir einmal hängen. Aus diesem Grund fahren auch immer mehrere Fahrzeuge hintereinander und warten auch falls eines nicht weiterkommt. Die Fahrt führte uns zum Kötlujökull.

Das letzte Stück bis zum Gletscher musste erlaufen werden, hier war nur ein schmaler Pfad etwas gespurt. Unser Guide Thomas machte seine Sache gut, er kam aus Ungarn und war vor 7 Jahren nach Island ausgewandert, nachdem er drei Reisen mit ziemlich extremen Abenteuern gemacht hatte. Backpacking und Radfahren machen ja einige in Island, aber ein Hochlanddurchqueerung im Winter ist schon ziemlich bekloppt. Diese musste er wohl auch abbrechen. Nachdem wir mit Helm, Spikes und Stirnlampe ausgestattet worden waren, ging es los in Richtung Gletscherhöhle. Eigentlich waren es eher geformte Eisbögen und ein langer Eistunnel. Die Strukturen und Farben waren der Wahnsinn.
Es war fast beeindruckender als der letzte Besuch einer Gletscherhöhle am Breidamerkurjökull in der Nähe des Jökullsarlon. Wir hatten Zeit zum Fotografieren und konnten alle drei Höhlen ausgiebig bestaunen und der Guide machte Erinnerungsbilder. Für eine Fototour mit 10 Fotografen ist dieses Format dann nichts. Da sollte dann nicht irgendwann die nächste Gruppe im Nacken sitzen. Ich war dann auch immer der letzte, um nicht alle im Bild zu haben ;-).
Auf dem Rückweg war die Sonne dann richtig aufgegangen und wir fuhren durch die herrliche Schneelandschaft zurück nach Vik. Im Meeting Point gibt es neben den Touren auch noch eine Pizzaria mit sehr guter Pizza (auch glutenfrei). Hier stärkten wir uns erst einmal und nutzten dann das schöne Wetter um den Black Sand Beach Reynisfjara zu besuchen. Die Straße dorthin war einigermaßen geräumt aber insgesamt waren die Straßen ziemlich vereist und der Parkplatz und der Weg zum Strand eine einzige Eisfläche. Es herrschte die Warnstufe gelb, also die mittlere. Das sind dann schon ziemlich ordentliche Wellen und wer nicht aufpasst hat aufgrund der Sneaker Waves schnell mal nasse Füße oder schlimmeres. Passiert ist hier an dem Strand leider schon viel. Dabei ist das Panorama einmalig. Der schwarze Sand, die Basaltfelsen und die Reynisdrangar im Meer - wir könnten Stunden hier verbringen.
Dafür war es dann aber doch zu kalt und irgendwann ging es dann weiter mit dem Ziel Dyrholaey. Das gestaltete sich als nicht so einfach wie sonst. Wir waren schon oft dort, aber noch nie unter diesen Bedingungen. Die Räumdienste hatten schon genug damit zu tun den Schnee von der Ringstraße wegzubekommen und so war die Straße zum Kap nur schwer befahrbar. Der Weg war mehr oder weniger einspurig und wenn man ausweichen wollte, brauchte man schon den Allradantrieb - der war aber eigentlich eh ein MUSS. Es war eine einzige Eisfläche und ohne Spikes an den Reifen wären wir wohl umgedreht wie viele andere. So aber fuhren wir so lange bis es nicht mehr ging. Das war bis zur Abzweigung zum Leuchtturm. Hier war Feierabend. Keine Spur und meterhoher Schnee. Einen Parkplatz gibt es schon dort, aber halt ca. 1km weiter und so war auch das parken ziemlich freestyle. Den Rest des Weges gingen wir zu Fuß durch den Tiefschnee. Am Kap wurden wir dann von einer tollen Aussicht, wenigen Menschen und einem schönen Sonnenuntergang belohnt.
Als wir zurück zum Auto kamen hatte sich dann doch die erste Schneefräse verirrt. Vielleicht wird der Weg ja weiter geräumt die nächsten Tage.
Der Rest des Tages bestand dann eigentlich nur noch aus Käffchen trinken und Essen gehen. Ich checkte um 22 Uhr noch ein letztes Mal die Polarlichtaktivität, aber es war nichts zu sehen und die Vorhersage war auch nicht sehr gut.
04.01.2023 - Tag 5
In der Nacht schlug dann Lady Aurora doch noch zu, aber die Aktivität war zwischen 3 und 4 Uhr Nachts und ging komplett an uns vorbei. Der Wecker klingelte auch heute recht früh. Wir wollten zum Sonnenaufgang auf dem Reynisfjall oberhalb der Reynisdrangar sein. Dazu mussten wir aber in der Dunkelheit los und den Berg hochlaufen. Das hatten wir bereits einmal gemacht, allerdings nicht bei diesen Bedingungen und ohne Schnee. Probieren geht ja bekanntlich über studieren und so ging es nach dem Frühstück mit Stirnlampe bewaffnet los. Die anfängliche Treckerspur hörte schon nach wenigen 100m auf und ging in Fußstapfen im Tiefschnee über. Ab hier wurde es anstrengend. Teilweise steckten wir bis über die Knie im Tiefschnee. So ganz ohne Risiko war das teilweise nicht - gerade, dort wo wir relativ nah am Hang gehen mussten. Wir erreichten die alte Station auf dem Berg dennoch sicher und ab hier ging es erstmal wieder bergab bis zum Ende der Klippe. Von hier aus hat man einen tollen Ausblickvon oben auf die drei Trolle im Meer, den Strand Reynisfjara und das Kap Dyholaey. Die Sonne war an diesem Morgen etwas wolkenverhangen, aber trotzdem war die Stimmung einmalig.
Irgendwann wurde es dann aber doch sehr kalt ohne Bewegung und so machten wir uns wieder an den Abstieg. Hinter der Station kamen uns tatsächlich noch zwei andere Verrückte entgegegen, die sich an den Aufstieg gewagt hatten. Auch der Abstieg klappte sicher und so wärmten wir uns erst einmal im Café auf und besprachen den weiteren Tag. Wir entschlossen uns zum Flugzeugwrack zu fahren.
Der Absturz fand am 21. November 1973 statt. Die Maschine der US Navy wurde in eisiger Kälte, Stürmen und Nebel ein Opfer des isländischen Wetters. Sie ist aber nicht abgestürzt, sondern der Pilot konnte die Maschine am Strand von Sólheimasandur notlanden, ohne dass eines der Besatzungsmitglieder verletzt wurde. Ein ungewöhnlicher Anblick. Mitten auf dem weiten, schwarzen Strand liegen die Überreste des Flugzeugs. Es ist eine Douglas C-117, die Militärversion der DC-3. Der Weg führte uns ca, 3,5km über die vereiste und schneebedeckte Straße. Ab und zu überholte uns der Shuttleservice, der die Touristen ohne große Strapazen an den Strand brachte - 20 Chinesen raus und 20 Chinesen rein. So kann man auch ein Geschäftsmodell aufbauen. Wir hielten das für überflüssig und nahmen die Beine in die Hand. Dort angekommen warteten wir erst einmal die asiatischen Selfieorgie ab. Nachdem ich dann noch ein Gruppenfoto machen durfte, wurde es wieder ruhiger und wir konnten selbst fotografisch das Flugzeug erkunden.

Auch den Rückweg traten wir natürlich zu Fuß an. Insgesamt sind es gut 7km hin und zurück. Wieder am Parkplatz angekommen machten wir uns wieder auf den Weg nach Vik um ggf noch den Sonnenuntergang am Strand erleben zu können. Wir schafften es auf den letzten Drücker und wurden mit einem tollen Farbenspiel belohnt.


In der Nacht versuchten wir unser Glück auf der Suche nach Polarlichtern beim Flugzeugwrack, allerdings gab es in dieser Nacht keine Ausschläge und so machten wir uns nach mehreren Stunden des Ausharrens wieder auf den Weg ins Hotel.
05.01.2023 - Tag 6
Für diesen Tag war ein längerer Transfer in den Südosten der Insel nach Höfn geplant. Wir hatten uns dort erneut die Unterkunft Viking Café direkt am Vestrahorn ausgesucht, um im Falle von Polarlicht sofort vor Ort zu sein. Außerdem ist dort der Cappucino sehr gut. Auf dem Weg dorthin könnte man eigentlich alle paar Kilometer anhalten, aber wir hatten ja auf dem Rückweg noch diverse Tage und Möglichkeiten für Stops. Für den Sonnenaufgang hatte ich mir den Justin Bieber Canyon Fjaðrárgljúfur ausgesucht. Seit seinem Musik Video "I Show You" ist der Canyon eine Touristenattraktion und war zeitweise sogar gesperrt, damit sich die Natur erholen kann. Im Winter waren wir schon einmal dort, aber ich wollte mir noch einmal einen Eindruck verschaffen bei den Schneemassen. Leider war der Himmel sehr bewölkt und vom Sonnenaufgang so gut wie nichts zu sehen.
Und so schaute ich mir an allen drei Aussichtspunkten alles in Ruhe und machte ein paar Bilder bevor ich dann zu Ari ins warme Auto zurückkehrte. Der nächste Halt sollte am Skaftafell sein. Hier waren wir bisher immer nur bei Regen. Diesmal hatten wir Glück wir konnten die Geltscherlagune etwas ausführlicher erkunden. Wir nutzten dies ausgiebig und konnten aufgrund der gefrorenen Eisfläche sogar bis an den Gletscher heran - also eigentlich drauf.

Wir waren dort zeitweise alleine unterwegs und das war dann fast schon ein bisschen unheinlich, denn auf dem Weg zurück mussten wir wieder über das Eis. Wir hatten uns zwar eine Stelle ausgesucht, die eigentlich nicht tief sein sollte und wo auch schon andere das Wasser überquert hatten, aber so richtig sehen konnte man nichts. An anderen Stellen wo ich es versucht hatte konnte man richtig das Wasser unter einem durchfließen sehen. Da wollte ich dann nicht weiter. Wenn die obere Eisschicht beim Rübergehen bricht und die zweite halten muss wird einem dann schon ein bisschen anders.

Am Ende ging alles gut und es war neben den Höhlentouren, dass erste Mal, dass wir so nah an einem Gletscher waren und sogar darauf herumgehen konnten. Das sollte man aber ohne Führer nun wirklich nur am Rand machen. Da wir noch einiges an Strecke machen mussten, hielten wir am Jökulsárlón zum Sonnenuntergang nur kurz. Die schwimmenden Eisblöcke, die sonst immer das Bild der Lagune prägen wurden durch einen Eisschicht nahe am Gletscher festgehalten. Hier hatten es sich auch die Robben und Seehunde bequem gemacht und man fragte sich wer hier eigentlich wen beobachtet. Die wenigen Eisblöcke, die im Wasser trieben waren riesig und beeindruckend. Anschließend ging es weiter zu unserer Unterkunft am Vestrahorn. Je weiter wir nach Osten kamen um so weniger Schnee hatte es auf den Straßen und teilweise war die Landschaft regelrecht braun. Es war ein ganz anderes Bild als weiter westlich wo die Orte teilweise mit den Schneemassen regelrecht zu kämpfen hatten. Im Viking Café war schon alles zum Einchecken bereit und nach einem kurzen Telefonat konnten wir unser Zimmer beziehen. Das Café selbst war nur bis zum Nachmittag besetzt gewesen. Es lagen für Gäste aber auch schon Zugangskarten für die Straße zum Vestrahorn bereit, Diese sind sonst kostenpflichtig. Für die Nacht stellte ich mir mehrmals den Wecker um die Polarlichtprognose zu checken. Leider war die Wolkendecke nahezu bei 100%. Als es um ca. 3 Uhr dann aufklarte und es aber keine Polarlichtaktivität hatte gab ich dann auf für diese Nacht. Verpasst haben wir nichts, denn es gab auch die folgenden Stunden keine Aktivität.
06.01.2023 - Tag 7
Nach der etwas unruhigen und erfolglosen Nacht, gönnten wir uns nach dem etwas späteren Aufstehen erstmal einen Cappucino im Café zum Frühstück. Unser Ziel war der Sonnenaufgang am Vestrahorn und wir waren ja quasi schon da und hatten so keinen Zeitdruck. Wir verbrachten mehrere Stunden in den Dünen und waren am Ende zwar durchgefroren aber happy. Das Eis sorgte für tolle Strukturen und am Ende kam sogar etwas die Sonne raus und leuchtete den Berg wunderbar an. Der Ort hat schon etwas besonderes.

Wir wärmten uns erneut im Café auf und fuhren dann weiter zum Nachbarn, dem Eystrahorn. Auch hier war es ein Wechselspiel zwischen Sonne und Wolken wobei die Wolken eher überwogen. Wir warteten etwas ab, und am Ende erwischten wir dann doch noch einige Sonnenstrahlen. Auf dem Weg dorthin sahen wir auch die ersten Rentiere auf dieser Reise, die hier nach Futter suchten.

Den Sonnenuntergang am Vestrahorn verpassten wir etwas, das heisst die Sonne war schon so tief, dass alles im Schatten lag. So ging es dann nach Höfn, um noch einige Dinge einzukaufen und zu tanken, denn die nächsten Tage war dazu keine Möglichkeit vorhanden. Das Abendessen erledigten wir gleich mit und so waren wir relativ früh wieder in der Unterkunft. Auch für heute Nacht wollten wir den Himmel im Auge behalten. Um kurz nach 10 Uhr gab die App Signal, dass bei freiem Himmel ev. das Nordlicht zu sehen sei. Leider war der Himmel aber auch über die nächsten Stunden nicht sternenklar und auch die Aktivität war sehr gering. So verbrachten wir zwar wieder mehrere Stunden im Auto und fuhren sogar noch einmal auf die andere Seite des Berges - leider auch diesmal erfolglos. Es sollte irgendwie nicht sein mit dem Vestrahorn, dem Nordlicht und uns.
07.01.2023 - Tag 8
Da sich der Himmel an diesem Morgen sehr bewölkt zeigte und auch der Wind und starke Böhen deutlich zugenommen hatten, verzichteten wir auf den Sonnenaufgang am Vestrahorn und entschieden uns möglichst früh in Richtung Hali, in der Nähe des Jökulsarlon gelegen, aufzubrechen. Hier wollten wir die nächsten drei Tage verbringen, um die Geltscherlagune und den Diamond Beach zu erkunden und erneut einen Versuch zu unternehmen das Nordlicht zu sehen. So ganz direkt fuhren wir dann aber doch nicht dorthin, sondern bogen noch einmal von der Ringstraße ab in Richtung Hoffellsjökull, ebenfalls eine Geltscherlagune des Vatnajökull und dem gleichnamigen Nationalpark zugehörig. Wir waren im Sommer bereits schon einmal dort und wussten, dass die Straße eher F Road Charakter hat. Bis zu einem Hottub kommt man noch mit allen Fahrzeugen ganz gut voran. Ab dort ist 4*4 Pflicht. Da wir im Sommer den Hottub nicht besucht hatten, wollten wir zumindest mal schauen, aber das Tor war zugenagelt und es dampfte auch nichts. Wir fuhren also weiter und es zeigte sich schnell, dass die Schotterpiste, die immer noch je nach Wasserstand ein Flussbett ist, im Winter nicht einfacher zu fahren ist. Streckenweise war noch nicht einmal eine Spur zu sehen und an einer Stelle war der Schnee bzw, das Eis relativ tief. Ohne den Allradantrieb wäre hier kein Durchkommen gewesen.
Wir schafften es aber bis zur Glescherlagune und der Dacia zeigte einmal mehr seine Geländetauglichkeit. Wie erwartet waren wir alleine dort. Und so genossen wir die Minuten mit einem tollen Ausblick auf das leider immer weiter schwindende Eis. Auch hier war alles zugefroren und keine Bewegung in der Lagune.

Da das Wetter zuzog und wir bei Sicht wieder auf etwas wie einer Straße unterwegs sein wollten, fuhren wir wieder Richtung Ringstraße und auch der Rückweg klappte ganz gut und wir kamen ohne Probleme wieder in der Zivilisation an. Das Wetter und die Straßen wurden nun deutlich schlechter als am Vormittag.

Die Straße überzog eine permanente Eisfläche und es setzte starker Schneefall ein, was die Sicht sehr einschränkte. Wir kamen um die Mittagszeit im Hotel, dem Gerdi Guesthouse, an und man sagte uns, dass die Zimmer erst ab 16 Uhr bezugsfertig seien. Nun ja, das Restaurant im benachbarten Hotel hatte zu, es war Nebel und schneite. Da man nicht gross die Wahl hatte, machten wir was alle dort machen, wir fuhren zum Jökulsarlon und machten dort Mittagspause mit Blick auf die Eisblöcke. Meine Fotoversuche im Schneetreiben waren eher mies und so fuhren wir auch noch auf die andere Seite der Brücke an den Diamond Beach, wo wir dem starken Wellengang und den Eisblöcken zusahen. Kurz vor Sonnenuntergang hörte es dann zumindest auf zu schneien und so holten wir dann doch noch die Kamera raus und verbrachten eine längere Zeit am Strand. Auch hier zeigte sich mal wieder, dass einige für ein Selfie sich und die Familie schon mal in Lebensgefahr bringen. Mehrere Besucher mussten auf Eisschollen steigen und sich ablichten lassen und einige hätten die Wellen fast erwischt. Wenige Minuten später und im besten Fall wären sie nur nass geworden. Es sind dort auch schon Touristen abgetrieben auf so einer Eisscholle und bei dem Wellengang macht man es dann nicht lange. Wie man seine Kinder da draufstellen kann, ist mir ein Rätsel. Wir suchten eher die Eisblöcke mit ein bisschen Restsonnenlicht und mit etwas weniger Menschen auf. Man musste zwar etwas warten auf die richtige Welle, um auch Wasser auf dem Bild zu haben, aber es hat sich gelohnt.

Gegen 16 Uhr fuhren wir dann zum Check In ins Hotel und aufgrund der Wetterprognose sollte es diesmal auch eine entspanntere Nacht werden. Die Chance auf Nordlicht war gleich null.
08.01.2023 - Tag 9
Das Frühstück im Guesthouse Gerdi war nichts besonderes aber in Ordnung. Es gab auf Nachfrage sogar glutenfreies Brot. Einen vernünftigen Kaffee, also außer man mag Filterkaffee, findet man aber wie oft in Island vergebens. Das Guesthouse ansonsten ist OK für einen kurzen Aufenthalt. Für längere Aufenthalte insbesondere im Winter können wir es nur eingeschränkt weiterempfehlen. Die Zimmer sind in die Jahre gekommen und wie häufig in Island wird auf Details nicht so richtig wert gelegt. Beim Duschen setzte man fast automatisch mangels Dichtung das Bad unter Wasser, das Fenster ging nicht aufzumachen zum Lüften, Abendessen war in Ordnung, aber es war nicht alles was auf der Karte stand vorhanden und Preis/Leistung passte irgendwie nicht so recht. Also für eine Nacht in Ordnung, aber für 3 dann eher nicht. Die Lage ist allerdings super, denn zur Gletscherlagune sind es nur wenige Minuten und zwei Unternehmen, die Touren anbieten, fahren sogar direkt ab Hali. Wir würden das nächste Mal wohl dann das Hali Country Hotel ausprobieren, aber das hatte bis zum 14.01. leider geschlossen.
Für unseren ersten Tag am Jökulsarlon hatten wir uns für den Sonnenaufgang die etwas entfernte Hofskirkja ausgesucht. Hier waren wir noch nie und wir wollten mal die Location erkunden. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt und die Kirche sieht zwar schön aus, aber es ist viel drum herum an Gebäuden. Auch der Sonnenaufgang war eher wolkenverhangen. Wir schauten uns alles in Ruhe an und machten uns dann wieder auf den Weg in Richtung Lagune.
Der Vatnajökull hat ja aber nicht nur eine Lagune und so war unser erster Halt auf dem Rückweg der Fjallsarlon. Auch hier ist es sehr schön und im Winter und Spikes sind definitiv hilfreich, wenn man sich sicher bewegen will. Der Parkplatz war komplett vereist und auch der Weg war teilweise ähnlich mit Eis überzogen. Das Café war verweist und es war auch wenig los auf dem Parkplatz. Wir gingen bis an die Laugune heran und machten ein paar Aufnahmen, aber ein längerer Aufenthalt war hier nicht geplant.
So langsam setzte sich die Sonne durch und tauchte den Gletscher in ein tolles Licht. Wir entschieden uns nicht für den klassischen Lagunenbesuch, sondern wählten einen Parkplatz abseits der Massen. Hier gibt es einen Wanderweg entlang der Lagune und man ist viel näher an den Eisbergen dran, da diese aktuell ja durch die zugefrorene Lagune nicht nach vorne in Richtung Meer getrieben werden. Es war ein tolles Bild und nach einer Zeit auch noch mit einer wunderbaren Lichtstimmung. Wir hätten hier wahrscheinlich noch weitere Stunden verbringen können und konnten uns kaum losreißen.

Zum Sonnuntergang wollten wir dann aber an den Diamont Beach und so wechselten wir die Straßenseite und begaben uns auf den Weg ans Meer. Auch an diesem Tag war der Wellengang wieder relativ stark, aber kaum ein Eisblock wurde vom Wasser aufgrund des Wasserstandes umspült. So hieß es erst einmal warten und genießen. Wir wanderten den Strand entlang und suchten nach Motiven oder nahmen einfach nur diesen besonderen Ort mit seinen ganzen Eindrücken auf.
09.01.2023 - Tag 10
Wir hatten für diesen Tag erneut eine Eishöhlen-Tour gebucht. Diesmal sollte es mit Glacier Adventures direkt ab Hali zum Breidarmerkurjökull gehen. Bis dahin hatten wir allerdings Zeit. So fuhren wir nach dem Frühstück erst einmal zum Diamond Beach und machten einen Strandsparziergang. Anschließen fuhren wir ins Fosshotel Glacier Lagoon, weil wir mal wieder einen vernünftigen Capuccino trinken wollten. Das ist zwar etwas weiter weg hnd vielleicht auch etwas übertrieben, aber wir hatten ja Zeit und Urlaub. Unser Lieblingsecke am Kamin aus dem letzten Winterurlaub war sogar frei.

Am Mittag machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg zum Meeting Point für unsere Tour. Im Büro wartete schon unser Guide Claudia und einige Teilnehmer aus Holland waren auch schon da. Es fehlten aber noch 4 Asiaten, die angemeldet waren. Leider wurde auch hier wieder jedes Klischee erfüllt. Sie kamen zu spät, sie kamen in Jeans und sie waren überhaupt nicht vorbereitet. Scheinbar wussten sie auch nicht, dass man etwas wandern muss. Die beiden älteren Teilnehmer, mutmaßlich die Eltern, waren völlig überfordert. Zwischendurch kamen dann noch zwei Touristen rein, die auf der Suche nach Benzin waren - der Tank war leer und das treibt den Preis ;-). Unser Guide machte seine Sache super. Sie brachte uns sicher mit dem Superjeep zum Parkplatz und erzählte viel über den Gletscher, seine Entstehung und vor allem auch die Veränderung in den letzten Jahren. Sie ist selbst Glacier Guide und kannte die Details sehr gut. Die Straße war teilweise völlig durchlöchert und scheinbar gibt es hier weder eine Abgabe an den Nationalpark für die Nutzung noch eine geordnete Instandhaltung. Jedes Unternehmen macht nur soviel, damit es mit seinen Autos fahren kann, tolle Zusammenarbeit. An einem Modell wird wohl gearbeitet, aber auch der Nationalpark hat wenig Interesse hier etwas zu regeln und will alles so lassen wie es ist. Am Parkplatz angekommen wurden wir mit Helmen und Lampen ausgestattet und bei Bedarf auch Spikes. Vom Parkplatz aus ging es dann 30-45 Minuten zu Fuß weiter. Die Gruppe teilte sich schnell und so mussten die anderen immer wieder auf die Asiaten warten. Das Gelände war zugegebenermaßen schwierig und teilweise komplett vereist, aber dann macht man keine solche Tour, wenn es nicht geht.
Es waren weniger Gruppen unterwegs und da sich die Höhle zu der Zeit in drei Kammern unterteilte hatte jede Gruppe jede Kammer eine Zeit für sich alleine, was natürlich ideal war. Wir konnten in Ruhe fotografieren und die Höhle erkunden. Je tiefer wir in die Höhle vordrangen desto dunkler und enger wurde es. Unser Guide erzählte uns, dass die Formen durch das Wasser und die Luft entstehen. Die Höhlen sind ja nur die Ausläufer und gehen tief in den Gletscher hinein. Zu der dritten Kammer mussten wir regelrecht kriechen. Hier war die Höhe teilweise nur ca. 1m und es kamen auch nicht alle mit. Das Gefühl war zwar für einige sehr beklemmend, aber es war toll. Unser Guide bat auch darum einmal für ein paar Minuten nicht zu fotografieren oder zu reden, sondern einfach nur das Eis auf sich wirken zu lassen und zu verstehen, wo man sich eigentlich gerade befindet. Das Eis ist 1200 Jahre alt, wahrscheinlich hat man 20 m Eis über und noch mehr unter sich und in ein paar Monaten wird dieser traumhafte Ort Vergangenheit sein. Es war sehr beeindruckend und sie machte das echt toll.


Auf dem Rückweg zum Superjeep wurden wir dann noch mit einem Sonnenuntergang belohnt, der fast schon wieder kitschig war.

Nach der Tour und dem Abendessen im Hotel checkte ich regelmäßig die Polarlicht Prognose. Der Himmel war sternenklar und so beschlossen wir sehr früh zum Jokülsarlon zu fahren und unser Glück trotz recht geringer Aktivität zu versuchen. Wir hatten bei klirrender Kälte einige Mitstreiter mit Standheizung im Auto, aber hielten es dennoch mehrere Stunden aus. Irgendwann war es dann soweit und ein Bogen zeigte sich über der Lagune. Der Mond sorgte für das Licht und der Sternenhimmel für den Rest. es war einfach wunderschön und auch wenn die Füße kalt waren, es war jeder Minute warten wert. Ein nahezu perfekter Islandtag im Winter.

10.01.2023 - Tag 11
Der nächste Tag war ein Transfertag. Wir mussten bis nach Hvolsvöllur und das waren knapp 4 Stunden für die ca. 300km - bei den Straßenverhältnissen eher mehr. Wir wussten ja von der Hinfahrt, dass spätestens ab Vik der Schnee und das Eis deutlich zunehmen würden. Auch in den isländischen Medien wurde berichtet, dass viele Touristen steckengeblieben waren, weil sie entweder Angst hatten weiterzufahren und sich dann am Straßenrand festfuhren oder aber in einen Schneesturm gerieten und dann irgendwann halt für einige Zeit nichts mehr ging. Wir fuhren bei bestem Wetter los und der Plan war erstmal Tanken und ein Kaffee, was wir im Cafe Vatnajökull mit angeschlossener N1 Tankstelle erledigen wollten. Auf dem Weg dorthin sahen wir tatsächlich von der Straße aus einen Polarfuchs. Bisher hatten wir auf dieser Reise nur Spuren im Schnee gesehen. Das Tanken klappte dann nicht, weil keine unserer Karten funktioniert bei der Self Service Station - auch das sollte man einplanen und war auch kein Problem. Dafür war das Cafe super. Hier hatte ein isländischer Fotograf und Mointain Guide, Einar Rúnar Sigurðsson, scheinbar so eine Art Ausstellung und so etwas fasziniert uns ja immer. Von daher blieben wir länger und ich bekam sogar extra ein glutenfreies Sandwich zubereitet. Hier können wir einen Stop nur empfehlen, vielleicht nicht zum Tanken. Der nächste Halt war wie auf der Hinfahrt am Skaftafell. Diesmal sollte es aber nicht die Lagune, sondern die Wanderung zum Svartifoss sein. Dafür ging es vom Parkplatz aus ca. 2km bergauf. Zwischendurch kommt man noch an kleineren Wasserfällen vorbei. Wie auch viele andere waren diese aber völlig vereist. Ich habe so etwas noch nie gesehen - es war wie eine Eishülle hinter der das Wasser herunterfloss. Man konnte das Wasser hören und sehen, aber auf einem Foto wird so ein Eindruck wohl eher nicht transportiert. Der Weg war grundsätzlich machbar. Schon am Anfang standen Schilder, dass Spikes empfohlen sind - wohl auch noch wegen der letzten Tage, denn da war es deutlich kälter. Es ging locker ohne Spikes bis der Wasserfall in Sicht kam, aber dann wurde es ohne quasi nicht mehr begehbar, denn es ging bergab auf einer Eisbahn.

Wir hatten alles dabei und wagten uns an der Abstieg. Der Wasserfall war wie auch schon bei unserem letzten Besuch im Winter sehr eindrücklich. Die großen Eiszapfen hingen von den Bassaltfelsen hinunter und rahmten den Wasserfall ein - eine schöne Mischung aus Starrheit und Bewegung. Durch die Kälte hatte sich unter dem Wasserfall ein richtiger Eisberg aufgetürmt.

Nach der schönen Wanderung hieß es dann erstmal Kilometer machen. Kurz nach Kirkjubæjarklaustur wurden auch die Straßen wieder schlechter und waren vereist. Dennoch wurden wir von Autos überholt, obwohl wir schon teilweise die vorgeschrieben 90kmh fuhren. Zeitweise setzte Regen ein. Eines der Fahrzeuge fanden wir dann tatsächlich etwas später neben der Straße wieder und es sah nicht nach einem planmäßigen Halt im Tiefschnee aus. Wir erreichten Vik sicher bei Regen und gönnten uns bei Black Crust Pizza erst einmal ein Mittagessen (auch hier gibt es gutenfreie Pizza). Nach einem kurzen Einkauf ging es weiter und wir erreichten über vereiste Zufahrtsstraßen im Dunkeln dann irgendwann unser Hotel, Hotel Fljótshlið.
Fljótshlíð (deutsch Flusshang) ist ein Gebiet im Süden Islands. Früher gab es eine Landgemeinde mit diesem Namen (isl. Fljótshlíðarhreppur). Sie ist 2002 in die Gemeinde Rangárþing eystra aufgegangen.
Fljótshlíð liegt östlich des Ortes Hvolsvöllur und nördlich der Flüsse Þverá und Markarfljót.
Das Hotel ist ein Eco Hotel und für seine Nachhaltigkeit wohl auch ausgezeichnet. Lokale Zutaten und Recycling werden hier hervorgehoben. Tatsächlich gab es hier sowas wie Mülltrennung. Das Zimmer war geräumig, die Ausstattung alt und die Betten sehr weich. In Summe aber alles in Ordnung. Das Restaurant hatte im Winter eine verkleinerte Karte. Es gab sogar mexikanische Gerichte, aber auch Lasagne und Lamm mit Fleisch vom Hof. Das Essen war gut, und so machten wir uns gestärkt auf die Jagt nach Polarlicht. Das Problem hier war allerdings die Location. Es war zwar dunkel, aber in nördlicher Richtung ragt eine Felsformation in die Höhe. Ist man hier nah dran, sieht man halt nix. Der nahegelegenen Seljalandsfoss liegt in der falschen Himmelsrichtung zum Fotografieren. Also begaben wir uns auf die Suche im Dunkeln. Wir kannten den nahegelegenen Gluggafoss. Leider war auch hier das Problem, dass nur ein grüner Schimmer zu sehen war.

Wir versuchten es weiter und unser nächster Versuch war eine beleuchtete Kirche, die in der Nähe des Wasserfalles gelegen ist. Hierzu fuhren wir in die Zufahrtstraße. Diese war glatt, ging bergauf und irgendwann ging nichts mehr. Also war erstmal angesagt auf eisiger Strecke das Auto rückwärts wieder auf eine Straße zu bringen. Mit Einweisen von außen und etwas Angstschweiß klappte es dann ohne streckenzubleiben, auch wenn das Auto teilweise ziemlich schief stand.
Zurück auf der Straße suchten wir uns am Ende einfach einen Platz zum Parken, sahen zu und machten ein paar Bilder nebenbei.

Die anschließende Suche nach weiteren Spots in der Hoffnung auf erneute Aktivität von Polarlicht führte uns bis nach Hella. Hier war es aber definitiv zu hell und die anschließende Fahrt nach Keldur über vereiste Straßen war zwar fahrerisch die ein oder andere Herausforderung, es zeigte sich aber keine wirklich Gelegenheit nochmals an diesem Abend das Nordlicht zu sehen. Von daher gaben wir gegen 1 Uhr auf und fuhren ins Hotel.
11.01.2023 - Tag 12
Nach der langen Nacht war erst einmal Ausschlafen angesagt. So richtig eine Agenda hatten wir für heute nicht. Wir fuhren als erstes zum Fähranleger Richtung Vestmänner Inseln und gingen von dort zu Fuß am Strand entlang zu einem alten Schiffswrack. Es war schon unser dritter Besuch dort. Heute war es ziemlich nebelig zum Sonnenaufgang. Dennoch herrschte eine tolle Stimmung, aber mit -10 Grad und Wind wurde es dann irgendwann auch kalt.

Zurück im Auto begaben wir uns auf Locationscouting für die Polarlichtfotografie in der Gegend und schauten auch noch einmal nach dem Seljalandsfoss. Dieser war nun noch weniger zugänglich. Im Vergleich zur Hinfahrt war nun direkt am Wasserfall alles gesperrt. Hier hatten sich wahrscheinlich zu viele Touristen auf die Nase gelegt. Wir wollten zum Sonnenuntergang wiederkommen. Wir fanden zwei mögliche Locations, eine alte Brücke mit Blick auf die Berge direkt am Fluss Markarfljót und eine alte Brücke in der anderen Richtung zwischen Selfoss und Hella. Diese hatten wir auf der Hinfahrt schon versucht zu erreichen, aber hier war alles zugeschneit gewesen. Diesmal versuchten wir es von der anderen Seite und es war tatsächlich einigermaßen geräumt. Eis waren wir ja gewohnt. Hier konnten wir dann auch noch Islandpferde streicheln und fotografieren.
Die zweite Brücke gefiel uns als Spot sehr gut, war aber auch etwas entfernt von Hotel und nicht mal eben schnell erreichbar.
Der anschließende Sonnenuntergang am Seljalandsfoss war unspektakulär, weil im Winter dort kaum Licht auf den Wasserfall fällt.

Irgendwann ging es dann wieder ins Hotel und wir legten die Füße etwas hoch. Die Polarlichtprognose war ähnlich wie am Vortag, aber wir entschieden trotz der Suche nach einem geeigneten Spot am Tag diese Nacht einmal zu schlafen und nicht in der Kälte zu stehen. So verschliefen wir das Polarlicht, denn Sichtungen wurden gemeldet und an der Rezeption zeigten sie uns auch Fotos. Man kann nicht alles haben.
12.01.2023 - Tag 13
Das nächste Ziel war der Gullfoss Wasserfall und die Übernachtung im gleichnamigen Hotel. Nachdem mir irgendein anderer Hotelgast die glutenfreien Brötchen weggegessen hatte und ich mein Brot wieder selbst organisieren musste, fuhren wir los wieder in Richtung Selfoss. Auf dem Weg dorthin kamen wir am Urridafoss vorbei, der auf der Hinfahrt ja leider aufgrund der Kälte im Nebel verhangen war. Und so legten wir hier noch einen kurzen Halt ein zum Sonnenaufgang. Mit der Kamera bewaffnet machte ich mich auf den Weg und versuchte die Farben am Himmel und den Wasserfall einzufangen.

Anschließend ging es zum Kaffeestop und Tanken nach Selfoss. Immer noch türmten sich die Schneeberge am Straßenrand. Zum Gullfoss hätten wir eigentlich abkürzen können und gar nicht durch Selfoss gemusst. Wir hatten allerdings beschlossen, dass wir den Thinkvellir Nationalpark auf dem Hinweg besuchen wollten. Dieser ist immer einen Besuch wert und bei diesem Wetter auch ein toller Ort sich die Beine zu vertreten. So fuhren wir weiter wieder in Richtung Kerid Krater und bogen aber diesmal vorher links ab in Richtung Nationalpark. Wir parkten auf dem Parkplatz 3 in der Nähe des Öxarafoss. Wie erwartet und schon bei vielen anderen Wasserfällen gesehen war dieser komplett zugefroren und Aufnahmen mit der Kamera daher eher unspektakulär. Dennoch schauten wir kurz vorbei und machten uns anschließend noch auf den zugeschneiten Weg den Langitugur Canjon entlang - der Weg des Todes auch genannt, da hier früher die Menschen exekutiert wurden.
Der Nationalpark hat aber neben dem Wasserfall noch mehr zu bieten. Um nur einiges zu nennen gibt es neben dem großen See Thinkvallarvatn, das Sommerhaus des isländischen Präsidenten auch die Silfraspalte wo man auch zwischen den Kontinenten tauchen kann. Selbst im Winter gibt es einige Verrückte, die das tatsächlich machen. Wir machten einen ausgiebigen Spaziergang durch den Nationalpark bei bestem Wetter, bevor wir uns bei tiefsten Minusgraden aber Sonnenschein mit einem Skyr draußen an einen der zugeschneiten Tische setzten. Isländisches Picknik im Winter. Der Skyr von Ari war am Ende etwas gefroren ;-).

Zum Sonnenuntergang am Geysir kamen wir dann etwas zu spät. Trotzdem war das Licht noch gut. Es war alles gefroren durch die Gischt und saukalt. Mir ist sowas beim Fotografieren noch nie passiert, aber irgendwie ging bei der Serienbildaufnahme die Kamera immer aus. Das ist ein mechanischer Schalter also muss ich wohl so wenig Gefühl in den Fingern gehabt haben, dass ich das nicht mehr kontrollieren konnte. Trotzdem klappte ein Ausbruch ganz gut und danach reichte es dann auch. Ist ja nicht so, dass wir davon noch keine Aufnahme hätten.

Vom Geysir aus ging es direkt in das Hotel Gullfoss. Das Hotel ist für die Erkundung des Golden Circle ideal gelegen. 10 Minuten bis zum Geysir und 5 Minuten bis zum Gullfoss sind ebenfalls der ideale Ausgangspunkt für die Polarlichtfotografie. Für den Geysir selbst ist natürlich das Hotel Geysir direkt nebenan noch besser, denn man geht dort nur über die Straße - dort ist aber auch die Lichtverschmutzung größer und wir wollten bei Polarlicht zum Wasserfall. Das Hotel war modern in der Lobby und im Restaurant eingerichtet und auch die Zimmer machten einen anständigen Eindruck. Als Fazit können wir sagen, dass wir hier auch am besten gegessen haben. Das Personal war super und ging auf alles ein was angesprochen wurde (zum Beispiel beim Essen). Wir beobachteten die Polarlichtprognose und konnten aufgrund der etwas abgelegenen Örtlichkeit auch direkt vor dem Hotel die Lage checken. Relativ früh sahen wir dann schon bei sternenklarem Himmel einen grünen Bogen und machten uns schnell auf dem Weg zum Gullfoss. Dort waren wir alleine und es war stockdunkel und klirrend kalt, da der Wind von vorne kam. Das Spektakel am Himmel war aber der Wahnsinn. Die grünen und violetten Lichter begannen am Himmel zu tanzen. Es war zum Fotografieren nicht einfach, da insgesamt alles sehr dunkel war, die Finger am einfrieren und der Wind einem den Rest gab. Wir hielten uns dennoch gut eine halbe Stunde auf der unteren Plattform auf. Ari begab sich dann zu einer nicht ganz so exponierten Stelle und ich machte mich noch kurz auf den Weg zur oberen Plattform. Da die Aktivität aber nachließ, machten wir uns dann aber auch bald auf den Rückweg zum Hotel, um die Aufnahmen zu sichten. Das gehört halt auch dazu, dass im Winter zu jedem Polarlichtfoto oder auch einfach nur Momente in der Natur auch sehr kalte Finger und Füße gehören, wenn es sehr windig ist und wir hatten teilweise schon zwei Paar Handschuhe an. Das Sitzen im Auto bei laufendem Motor ist dann nicht so unser Ding. Die Temperaturen lagen Nachts bei ca. -10 Grad und gefühlt bei -20 Grad. Bei all dem muss man auch sagen, dann sowohl die Fuji XT4 Kamera als auch die Canon D90 ihre Sache trotz teilweise im Schnee versinken und Minusgraden bis -22 Grad sehr gut gemacht haben. Es gab keine Aussetzer und auch was die APS-C Kameras bei den Lichtverhältnissen noch rausholen an Details finde ich persönlich beindruckend (man braucht nicht immer Vollformat wenn man nicht gerade die Wand tapezieren will mit dem Bild), aber das muss ja jeder selbst beurteilen.


13.01.2023 - Tag 14
Auch der heutige Tag versprach sehr gutes Winterwetter. Da wir den Gullfoss am Vortage nur im Dunkeln „gesehen“ hatten, wollten wir den Sonnenaufgang dort verbringen. Durch die kurze Anfahrt konnten wir ausschlafen. Auch das Frühstück im Hotel war sehr gut und das nicht nur durch die Jura Kaffeemaschine. Der Sonnenaufgang war schön und es zeigten sich auch schöne Farben. Auch der Gullfoss war stark zugefroren.

Als die Besucherzahl zunahm, zogen wir deshalb weiter und machten uns auf den Weg zu unserem Lieblingswasserfall, dem Bruarfoss. Wir waren dort vorher noch nie im Winter und so war es auch für uns mal wieder eine neue Erfahrung, denn wir wussten nicht was uns erwartet. Wäre der Wasserfall komplett zugefroren gewesen, hätten wir von den schönen Farben nichts gesehen. Dieser Wasserfall ist kein klassischer Touristenstop, denn man muss 3,5 km hinlaufen. Die Landschaft war schneebedeckt, aber gespurt und so machten wir uns auf den Weg. Uns kam ein Tourist entgegen und ein Jogger kreuzte uns zweimal - ansonsten waren wir alleine unterwegs. Man erreicht den Wasserfall indem man vom offiziellen Parkplatz am Fluss entlang geht. Hier kommt man an zwei weiteren Wasserfällen vorbei, dem Hlauptungufoss und dem Midfoss.
Auch diese beiden kleineren Wasserfälle sind wunderschön. Der Fluss führte viel Wasser und war wenig vereist. Das machte uns Hoffnung. Und so war es dann auch. Wir erreichten die Brücke und der Bruarfoss war mehr oder weniger eisfrei. Es ist immer wieder ein spektakulärer Anblick und wir sind unheimlich gerne dort.

Auch hier waren wir komplett alleine. Wir konnten in aller Ruhe fotografieren und genießen. Irgendwann machten wir uns dann auf den Rückweg zum Auto. Hier kam uns dann eine Gruppe entgegen. Das wir auch hier wir ein super Wetter hatten machte diese Reise wirklich besonders. Bisher war kein Tag dabei gewesen, wo wir unser Programm großartig hätten einschränken müssen. Nach einer kleinen Stärkung im Auto ging es in Richtung Fludir zum Aufwärmen. Wir wollten mit der Secret Lagoon, die alles andere als geheim ist, eine heisse Quelle bzw. Naturbad besuchen. Hier waren wir schon oft und das warme Wasser war trotz sehr kalter Außentemperaturen Entspannung pur. Am Anfang waren teilweise mit uns nur 4 Menschen im Bad, aber nach ca. einer Stunde und gegen Abend wurde es dann voller.
Unser Abendessen verbrachten wir wieder im Hotel. Eigentlich hätten wir ja was Polarlicht angeht zufrieden sein können, denn wir hatten die Lichter am Himmel bereits tanzen gesehen. Die Prognose aber war gut und auch heute war der Himmel klar. Schon auf dem Weg ins Restaurant sahen wir einen grünen Bogen am Himmel und so fiel der Blick beim Essen immer wieder auf das Handy und die Aktivitätsgrafik bei www.auroraforecast.is. Diese kannte irgendwann nur noch eine Richtung und so viel das Essen kürzer aus als geplant. Wir brachen schnell zum Wasserfall auf und wollten diesmal von der oberen Plattform fotografieren. Der Wasserfall war heute auch heller, da das Polarlicht nochmals stärker war und eigentlich war der ganze Himmel ein einziges grünes Licht. Man wusste gar nicht so richtig wo man als erstes hinschauen sollte. Das Polarlicht war auch nicht ideal über dem Wasserfall und das Flimmern kommt auf Fotos eh nur bedingt rüber. So musste man aufpassen, das Beste live nicht zu verpassen. Manchmal standen wir einfach nur da und schauten beeindruckt den riesigen grünen Bogen an. Um abgefrorene Gliedmaßen zu vermeiden, fuhren wir nach einiger Zeit zurück ins Hotel.



Wir dachten zu dem Zeitpunkt, dass der Abend durch ist, aber es sollte anders kommen. Nach dem Essen war das Polarlicht nur auf der einen Seite des Hotel Richtung Parkplatz zu sehen gewesen. Nachdem die Grafik aber erneut deutliche Ausschläge hatte, schaut Ari aus dem Fenster und der ganze Himmel brannte grün - also nochmal raus vor das Hotel. Diesmal schauten wir uns das Spektakel erstmal vom Parkplatz an, um nichts zu verpassen, denn so etwas hatten wir noch nicht gesehen. Es war der Wahnsinn was für intensive Farben dort oben am Himmel zu sehen waren und wie das Licht wanderte. Das kann man kaum beschreiben.

Ich wollte dann irgendwann aber noch einmal zu Wasserfall und so fuhren wir nochmals los, diesmal dann nicht ganz so lange. Aber auch diesmal lohnte sich der Besuch. So ein Bild zeigt am Ende aber auch nur einen kleinen Ausschnitt, denn das Grün war vor, hinter und über uns. Das war jetzt die vierte Nacht mit Polarlicht in Folge (ok, die erste hatten wir verschlafen) und so etwas ist selbst in Island und für erfahrene Reisende etwas besonderes, zumal in der Intensität. Auf anderen Reisen wären wir froh gewesen, wenn wir einen grünen Schimmer gesehen hätten.
14.01.2023 - Tag 15
Der letzte Tag unserer Reise sollte uns über Reykjavik zurück nach Keflavik führen. Wir legen gerne am letzten Tag noch einen Zwischenstopp zum Flanieren und Shoppen in der Hauptstadt ein. So auch dieses Mal. Wir parkten unser Auto wie immer an der Harpa und zogen los. Die beleuchtete Weihnachtskatze stand immer noch dort, wurde aber wenige Minuten später abgebaut und auch die Weihnachtsbeleuchtung in der Strasse zur Halgrimskirkja war gerade im Rückbau. Die obligatorische Zimtschnecke und der Kaffee bei Emelie & the cool Kids durften natürlich auch nicht fehlen. Und so kamen wir dann auch mit einer kleinen Tüte bepackt wieder gutgelaunt am Auto an und machten uns auf den Weg zum Hotel. Wir hatten diesmal das Hotel Berg gewählt, da das Lighthouse Inn nicht frei gewesen war. Auch von hier aus war es nicht weit zum Flughafen und zum Leuchtturm. Ausschlaggebend war der Pool gewesen, der auf den Fotos bei Booking.com allerdings deutlich größer ausgesehen hatte. Wir legten dennoch vor dem Abendessen eine Poolpause ein und genossen den Blick auf die Stadt.
Das Essen im Hotel war super, aber auch etwas höher vom Preisniveau. Hier passte dann aber auch die Leistung, was auf der Reise nicht immer der Fall gewesen war. Wir waren uns unschlüssig, ob wir nochmal losfahren sollten zum Leuchtturm, um nochmal zum Abschluss auf Polarlichtjagt zu gehen. Die Nacht würde eh zu kurz werden. Als dann aber erneut schon sehr früh ein grüner Bogen am Himmel auftauchte, stiegen wir ins Auto und fuhren die knapp 10km bis zum Leuchtturm. Es sollte nochmal ein grünes Feuerwerk werden und es war trotz mehrerer Besuche das erste Mal Polarlicht an diesem Ort - ein toller Abschluss der Reise. Ein Isländer erzählte uns, dass er extra für die Fotografen die Beleuchtung ausgeschaltet hatte, damit man besser fotografieren kann. Die Straßenbeleuchtung war zwar noch an, aber die läßt sich einigermaßen durch die Position umgehen.

Die Fotogruppe von Freiraum Fotografie haben wir erneut knapp verpasst und irgendwann werden wir wohl auch gerne mal wieder in der Gruppe mitfahren. Für dieses Mal geht erneut eine sehr besondere und individuelle Reise zu Ende.
15.01.2023 - Tag 16
Der Weg zum Flughafen war kurz. Das Einchecken und die Abfertigung klappte problemlos. Am Ende trafen wir Peter Fischer von Freiraum Fotografie und seine Fotogruppe noch kurz am Flughafen. Auch diese Gruppe hatte eine tolle Reise mit 5 Nächten Polarlicht in Folge. Für uns bleibt als Fazit das uns Island erneut überraschen konnte. Die Hotels und Guesthouses waren diesmal bunt gemischt. Einiges würden wir immer wieder buchen wie zum Beispiel das Hotel Gullfoss (hier passte alles), aber auch das Viking Cafe (hier dann eher aufgrund der Lage). Andere wie das Frost & Fire Hotel in Selfoss sind wohl eher etwas für die Durchreise, aber auch sehr schön. Das Guesthouse Gerdi war das mit Abstand schwächste Hotel was Preis/Leistung betraf, aber auch hier ist die Lage sehr gut. Das Hotel Fljotshildist ist eher etwas für Polarlichtfans im Winter, die keinen fotogenen Vordergrund suchen (da ist einfach nix) und ansonsten ist das im Sommer sicher toll, denn dann ist dort mit dem Seljalandsfoss, dem Zugang zum Hochland und auch anderen Aktivitäten mehr möglich.
Die Rückreise halte ich jetzt nicht im Detail fest und schließe damit den Blog für dieses Mal. Wir werden wiederkommen.
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